Vertrauen aufbauen im Handwerk: So gelingt echte Zusammenarbeit
- einfach.mike
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Mai
Meine liebe Kollegin Evelyn Wurster hat mich inspiriert, einen Blog-Artikel über meinen wichtigsten Wert zu schreiben: Vertrauen.
Im Zuge einer sogenannten BLOG-Parade verlinken wir unsere Blog-Artikel zum Thema Vertrauen untereinander - da kommt eine ganze Menge Gescheites dabei raus, finde ich!
Hier gehts zu Evelyns Artikel auf ihrer schönen neuen Website:
Und hier habe ich meinen Beitrag aufgeschrieben, und weil mir Vertrauen als Wert zu wichtig ist, ist die Länge auch gleich eskaliert:
Vertrauen ist kein Gefühl – es ist eine Entscheidung. Und ein Geschenk.
Ich glaube, es gibt kaum ein Wort, das mehr Gewicht hat und gleichzeitig so leise daherkommt wie Vertrauen. Es macht keinen Lärm, kein großes Tamtam.
Es ist einfach da – oder eben nicht.
Ich selbst habe das große Glück, mit einer Art Grundvertrauen durch die Welt zu gehen. Manche sagen, das sei fast kindlich. Vielleicht ist es das. Vielleicht ist das aber genau der Punkt: Dieses kindliche Vertrauen ist nicht naiv. Es ist mutig. Es geht davon aus, dass Menschen es gut meinen – solange das Gegenteil nicht bewiesen ist. Und ja, manchmal wird man dabei enttäuscht. Aber das ist es wert.
Was bedeutet Vertrauen für mich?
Vertrauen heißt für mich: Ich kann mich fallen lassen, ohne zu kontrollieren, wo ich lande.
Im Alltag bedeutet das: Ich muss nicht alles absichern, doppelt prüfen, alles hinterfragen. Vertrauen spart Energie. Und Zeit. Es macht Zusammenarbeit leicht, menschlich und echt.
Wo ich die Wirkung von Vertrauen gespürt habe
Ich erinnere mich an ein Projekt, bei dem ich mit einem kleinen Team etwas Großes umsetzen sollte – ein echtes „einfach machen“-Ding. Es gab keine langen Einführungen, schon gar keine Verträge, keine Rückfragen. Wir sind einfach gestartet. Jeder wusste: Ich bin für die anderen da.
Jeder hat sich getraut, auch mal zu sagen: „Hier weiß ich nicht weiter.“ Ich selber natürlich auch.
Das Ergebnis? Schnell, stark, auf den Punkt. Warum? Weil wir uns vertraut haben.
Vertrauen lässt Menschen aufblühen. Es macht sie mutiger, ehrlicher, kreativer.
Und: Es holt das Beste aus uns raus.
Was durch Vertrauen möglich wird
Vertrauen ist der Boden, auf dem alles wächst. Ohne Vertrauen kannst du keine Beziehung aufbauen. Kein Team führen. Kein Unternehmen gesund halten. Kein echtes Gespräch führen.
Für mich wurde durch Vertrauen möglich:
ein Unternehmen zu starten, ohne Sicherheitsnetz
Menschen zu führen, ohne der klassische „Chef“ zu sein
Fehler zuzugeben, ohne Angst vor Gesichtsverlust
Kundenbeziehungen aufzubauen, die weit über Aufträge hinausgehen
Grundsätzlich Beziehungen zu "gründen", die halten
Und wenn Vertrauen fehlt?
Auch das habe ich erlebt. Ein Projekt mit einem Kunden, der immer alles doppelt und dreifach abgesichert haben wollte. Jede E-Mail mit CC an fünf Leute. Kein Handschlag war gültig, wenn nicht auch eine Excel-Tabelle dazu existierte. Ich habe gemerkt: Ich beginne, mich zu verstecken. Dinge zu filtern. Keine Ideen mehr zu teilen. Keine Energie mehr zu geben.
Wenn Vertrauen fehlt, wird alles schwer.
Es wird langsamer. Kälter. Misstrauen erzeugt Kontrolle – und Kontrolle kostet meistens mehr, als sie bringt. Und das Gefühl davon. Brrr. Da schüttelts mich, wenn ich dran denke.
Wer für mich ein Vorbild in Sachen Vertrauen ist
Einer meiner Mentoren hat mir mal gesagt:
„Mike, du kannst Leute erst dann wirklich führen, wenn du sie nicht mehr kontrollieren musst.“
Er war nie laut, nie dominant. Aber alle wussten: Auf ihn ist Verlass. Und er lässt dich machen. Auch wenn’s mal schiefgeht. Genau das hat Menschen motiviert, über sich hinauszuwachsen.
Was ihn besonders gemacht hat?Er hat mehr zugehört als gesprochen. Er hat Fehler als Lernchancen gesehen. Und er hat Vertrauen gegeben, bevor es verdient war.
Kleine Dinge, die großes Vertrauen schaffen
Hier ein paar Gesten, die für mich echtes Vertrauen aufbauen:
„Ich weiß es nicht. “ oder „Kannst du mir helfen?“– Das ist keine Schwäche, das ist der Anfang von Nähe, von vertrauensvoller Beziehung.
Verabredungen einhalten. Auch die kleinen. Verlässlich sein. Besonders als Chef.
Nachfragen, wenn jemand still ist. Die Lauten sollen die Stillen nicht übervorteilen – nimm die Ruhigen vertrauensvoll in die Mitte des Gesprächs.
Leistung anerkennen, wenn keiner damit rechnet.
Fehler eingestehen, bevor sie jemand bemerkt.
Vertrauens-Booster vs. Vertrauens-Killer
Booster:
Zuhören, wirklich.
Offen über Unsicherheit sprechen.
Um Hilfe bitten.
Verantwortung teilen, nicht nur Aufgaben.
Nicht über Dritte reden, sondern mit ihnen.
Killer:
Mikromanagement. Am besten alles selber machen. Weils eh keiner so kann, wie du es willst.
Geheimniskrämerei. Verfolge deine eigene, geheime Agenda. Psst! Verrats keinem!
Sätze wie: „Ich vertraue dir, aber …“
Kritik vor Anderen, Lob im Stillen. (Lob mag ich schon gleich gar nicht - hat immer Hierarchie!)
Mein „Antiheld“ in Sachen Vertrauen
Da gab es mal einen Kollegen, der bei der kleinsten Kleinigkeit sein Vertrauen entzogen hat. Ein Zahlendreher – schon war ich nicht mehr zuverlässig. Ein missverständlicher Satz – schon wurde alles (auch wenns richtig war) in Frage gestellt.
Vertrauen war bei ihm kein Vorschuss – sondern ein endloser Test.
Und ich habe irgendwann aufgehört, mitzuspielen.
Wie ich Vertrauen im Team stärke
Ich frage mich regelmäßig:
Was brauchen die Menschen um mich herum, damit sie sich sicher fühlen?
Dann tue ich genau das – möglichst regelmäßig und ehrlich:
Ich teile meine Gedanken offen – auch wenn sie noch unfertig sind.
Ich frage um Hilfe, wenn ich nicht weiterweiß.
Ich glaube an die guten Absichten, auch wenn mal was schiefläuft.
Ich halte mein Wort, gerade bei den kleinen Dingen.
Und ich rede nicht schlecht über Menschen, die nicht im Raum sind.
Privat vs. Beruflich – gibt’s da Unterschiede?
Nein. Vertrauen ist Vertrauen.Nur die Sprache ist manchmal anders. Im Privaten ist es oft weicher, emotionaler. Im Beruflichen direkter, pragmatischer. Aber im Kern ist es dasselbe:
Bin ich für dich da, wenn’s drauf ankommt?
Meine 3 Überzeugungen zum Thema Vertrauen:
Vertrauen ist nicht das Ziel – es ist der Weg.
Es entsteht nicht auf einmal. Sondern durch viele kleine Schritte.
Du kannst nicht erwarten, dass dir jemand vertraut, wenn du selbst nicht vertraust.
Vertrauen beginnt immer bei dir.
Menschen merken, ob du es ernst meinst.
Du kannst Vertrauen nicht „strategisch“ einsetzen. Es ist entweder echt – oder nicht da.
Zum Schluss
Vertrauen ist nicht immer bequem.
Es macht dich angreifbar.
Es braucht Mut.
Aber ich bin überzeugt: Es lohnt sich.
Im Leben, im Handwerk, in der Familie, im Job.
Denn wenn Vertrauen da ist, wird Arbeit zur Zusammenarbeit, Kritik zur Weiterentwicklung und der Alltag zum Miteinander.
Trau dich. Machs einfach!

Danke für diesen tollen Beitrag, lieber Mike. Dein Grundvertrauen und deine Überzeugungen zum Thema Vertrauen sprühen förmlich aus dem Artikel. Das liest sich sehr wohltuend, ermutigend und schafft jede Menge Zuversicht!
Ganz besonders gut gefällt mir der Satz: Vertrauen ist der Boden, auf dem alles wächst. Das seh ich ganz genauso. Und wo kein Vertrauen da ist, da kann auch nix wachsen - ganz egal, wie sehr sich alle abmühen…